Heute stellen wir euch Joshua Friedrichs vor – manche kennen ihn vielleicht schon als Blogger ich_hoere_mal_rein. Jetzt ist er nicht nur Leser, sondern auch Autor: Gemeinsam mit Axel Aldenhoven bringt er jetzt ein Buch raus, das alles andere als gewöhnlich ist.

Neun Stories, acht Genres, jede Menge verrückte Ideen – von Urban Fantasy über Cyberpunk bis hin zum Thriller ist alles dabei.

Wir haben mit Joshua über sein Debüt, die Zusammenarbeit mit Axel, die Familie, Studium und das Schreiben zwischen Windeln und Tastatur gesprochen.

Blogger und Autor: Joshua Friedrichs

Blogger und Autor: Joshua Friedrichs

Über das Buch:

kontrabande: Joshua, wie kam’s zu diesem wilden Buchprojekt mit Axel?

Joshua: Das ist eigentlich ganz simpel. Wir haben vor anderthalb Jahren versucht, eine Kurzgeschichte zu schreiben, aber es kam immer wieder etwas dazwischen. Also machten wir irgendwann ernst und meinten, dass wir eine Storysammlung schreiben, und siehe da, das Ergebnis kann man lesen.

kb: Neun Stories, acht Genres – war das Absicht oder ist das so passiert?

Joshua: Wir wollten uns selbst austesten. Es war der Versuch, in einem uns unbekannten (Sub)Genre zu schreiben, und vor allem wollte man einfach Spaß beim Schreiben haben.

kb: Wenn du das Buch in einem Satz beschreiben müsstest, wie würde der lauten?

Joshua: Ein Mischmasch aus heiterer bis düsterer Phantastik, die Spaß macht, aber auch zum Nachdenken anregen soll.

kb: Hast du einen heimlichen Favoriten unter deinen Stories?

Joshua: Uh … das ist schwierig. Ich liebe meine Cyberpunk-Story, die auf eine spezielle Art und Weise packend ist. Sie schafft ein Worldbuilding, das komplexer ist, als es eigentlich nötig wäre. Es hat aber einen Grund und an dem arbeite ich bald.

kb: Welche Story hat dich beim Schreiben richtig gefordert?

Joshua: Es klingt bescheuert, aber es war tatsächlich die Liebesstory, die mich am meisten forderte. Wie soll sie enden? Welches Schicksal wird sie ereilen? Fragen, die in meinem Kopf herumschwirren.

kb: Gibt’s eine Art roter Faden oder ist das eher bewusst chaotisch mit Konzept?

Joshua: Ja, das ist die Frage. Und die Antwort bekommt man, wenn man die Sammlung liest, denn nicht ohne Grund ist »Story 9« ein Überraschungsei.

Über die Zusammenarbeit mit Axel:

kb: Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?

Joshua: Das ist ein kleiner Zufall. Ich habe damals für Jordis Lank rezensiert und ihr Hörbuchsprecher ist der großartige Jan Terstiege. Dieser hatte auf seiner Seite ein Hörbuch angeteasert, das mehr als interessant klang. Als es dann herauskam, musste ich es sofort hören. Und so wie ich es normalerweise handhabe, wenn mir ein Buch bzw. Hörbuch gefällt und ich dann noch die Möglichkeit habe, den Autor zu schreiben, schildere ich meine Gedanken dazu. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, dass er eventuell nach Solingen zu Fabula Est (heute Liber Lestihr) käme, doch er war sich nicht sicher, ob er es mental schafft. Axel hatte damals große Angst vor vielen Menschen. Ich erzählte ihm von einem Raum im Theater und Konzerthaus, da kann man wundervoll atmen, wenn mal alles zu viel ist. Auf der Buchmesse gab er mir »Zeit:Code« als Print, besagtes Buch, welches ich schon als Hörbuch gehört hatte, und las es zuhause noch einmal. Was für mich untypisch ist. Stück für Stück quatschten wir und dann erzählte ich ihm von einer Idee zu einem Thriller und er hörte einfach zu. Ich laberte ihm den ganzen Plot an die Backe. Er machte eine Mindmap dazu und half mir, mich zu fokussieren. Und immer mehr wurden dann aus Bekannten Freunde.

kb: Axel nennt sich dein Mentor – wie war das für dich, plötzlich „Schüler“ zu sein?

Joshua: Axel ist einer der belesensten Menschen, die ich kenne. Er gibt einem die Ruhe beim Schreiben, und ganz besonders mag ich seine konstruktive, aufbauende Kritik. Ich weiß noch, als ich für eine Ausschreibung »Das Nachtlager« schrieb und ich innerhalb kürzester Zeit mit ihm zusammen an der Story saß. Wir nahmen jeden Satz auseinander und fragten uns, was da fehlte, damit sie fesselt. Viele erhellende Momente. Er begleitet meinen Autorenweg von der ersten Lesung an. Axel meint zwar, dass er mir nichts mehr beibringen kann, da ich wohl eine hochemotionale Story zu einer Ausschreibung von Detlef Klewer geschrieben habe, aber Axel bleibt nun mal mein Mentor.

kb: Was hast du von ihm gelernt, was du vorher nicht auf dem Schirm hattest?

Joshua: Ich sag mal so, was konnte er mir nicht beibringen? Er zeigte mir vor Kurzem erst, wie das Hochladen und das andere Gedöns bei KDP funktioniert. Ich bin anfangs sehr tollpatschig, wenn ich jedoch verstehe, wie eine Sache funktioniert, dann wird’s besser. Axel hat mir so viel beigebracht.

kb: Wie war’s, mit jemandem zusammen ein Buch zu bauen, der schon so lange schreibt?

Joshua: Geil … einfach geil. Er hat so viel Wissen gesammelt. Die Geschichten von ihm zu lesen, waren immer erschütternd für mich, auf eine lehrende Weise. Sein Schreibstil ist so abstrakt, aber so hochwertig.

Über dich:

kb: Hah, jetzt wird's persönlich :)

Viele kennen dich als Blogger „ich_hoere_mal_rein“. Wie kam’s, dass du selbst zur Tastatur gegriffen hast?

Joshua: Dieses Mal war es tatsächlich nicht Axel allein. Es gab Ausschreibungen, an denen ich unbedingt mit einer Kurzgeschichte teilnehmen wollte, aber mich nicht traute, da ich mich einfach nicht als gut genug sah. Über mehrere Monate nahm ich mir vor – wenigstens für mich – am Nanowrimo zu schreiben. Also fing ich an und schrieb drauflos. Die Hälfte meines Romans hatte ich zuvor einfach mal heruntergeschrieben und beendete an diesem besagten Nanowrimo das Manuskript. Ich fing an, mich an Kurzgeschichten zu versuchen, und gab alles. Und so entstand der Rohling zu »Die Rückkehr der nicht mehr so ganz Veganer*innen«. Jörg Fuchs Alameda hatte mir damals auf dem Bucon 2023 gesagt, dass er gerne mal bei einer Kurzgeschichte drüber gucken könnte, also tat er es. Dezember 2023 schickte ich meine erste Kurzgeschichte an eine Ausschreibung und wurde tatsächlich angenommen. Ich habe dann noch an einer weiteren Kurzgeschichte gearbeitet, die unter dem Namen »Oh, wie schön ist Noordwijk« läuft. Auch angenommen worden. Wird auch mal veröffentlicht. Bei der Story machte es dann auch bei Axel und mir klick. Die Geschichte war weird und unsere Köpfe harmonieren hier grandios. Also schrieb ich weiter und weiter. Immer im Intervall und dann wieder für drei Monate schreiben. Ein bisschen lesen und dann wieder schreiben.

kb: Fällt dir das leicht, in die Tasten zu hauen, bist du der spontane Schreiber, oder ringst du um jede Formulierung?

Joshua: Die Rohfassung fällt mir leicht, wenn ich das Ziel im Auge habe. Wenn es dann zur Überarbeitung kommt, ringe ich zwar mit Formulierungen, aber es ist nicht unerbittlich. Ich schreibe gerne drauflos.

kb: Gab’s einen Moment, an dem du dachtest: „Okay, jetzt schreibe ich ernsthaft“?

Joshua: Ich glaube, als ich meine erste Kurzgeschichte in Händen hielt und die am selben Tag durch Zufall entstandene Lesung hielt. Ich liebe das Vorlesen. Habe mir sagen lassen, dass ich das auch gar nicht mal so schlecht mache. Ich bin nur leider kein Torsten Low. Liebe geht raus an den Verlag Torsten Low.

kb: Wie verändert sich dein Blick aufs Lesen, seit du selbst Autor bist?

Joshua: Manchmal sehe ich komische Formulierungen, aber ich bin bislang nicht so lange dabei, als dass ich den Autorenblick erlernt hätte.

kb: Funtastik ist so ein Schlagwort bei dir – was bedeutet das für dich?

Joshua: Ich liebe die Funtastik. Sie ist so facettenreich. Sie heißt ja letztendlich nichts anderes als »lustige Phantastik«. Beispiele wären hier Terry Pratchett und Douglas Adams, aber auch – um den Kreis zu schließen – Axel Aldenhoven mit seinem Zeit-Epos.

Funtastik bedeutet für mich, dass ich Spaß habe beim Lesen. Herzlichst zu lachen und vielleicht manchmal auch Fremdscham zu empfinden. Pipikaka-Humor ist hier manchmal Gold wert. Hier sollte man auch den Leseratten Verlag erwähnen, denn sie haben sich der FUNTASTIK verschrieben.

kb: Wohin soll dein Debütroman gehen – schon eine Idee oder alles offen?

Joshua: Leider noch ein Big Secret. Ich sage das nicht, um Spannung zu erzeugen, aber mein Debüt ist eingereicht für das PAN-STIPEDIUM und das ist anonym.

Über das Veröffentlichen:

kb: Warum hast du dich für ein Buch im Selbstverlag entschieden?

Joshua: Selfpublishing ist einfacher zu veröffentlichen, besonders wenn man Genremixes an Anthologien hat. Die lassen sich eher weniger vermarkten. Mainstream schreiben reizt mich nicht wirklich.

kb: War dir klar, was das an Arbeit mit sich bringt? Wir denken da an Marketing und das ganze Drumherum.

Joshua: Aber so was von. Ich bin seit Februar 2022 Buchblogger und habe schon viel mitbekommen. Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Macht es dies einfacher? Nope!

kb: Wie wichtig ist dir, dass du alles selbst in der Hand hast?

Joshua: Kommt drauf an. Bei einer Story mag ich das gar nicht. Das Reinduschen in die Stories ist nicht meins (Lektorat ausgeschlossen). Beim Rest? Kann man darüber verhandeln.

kb: Was hoffst du dir vom Release – Feedback, Reichweite, Geld für Windeln?

Joshua: Hahaha … das hat meine Frau auch gefragt bzw. was ich mir vom Schreiben an sich erhoffe. Deswegen kann ich das schnell beantworten. Ausgleich zum Alltagsstress, vielleicht Leute zum Lachen, Weinen und Nachdenken bringen. Der Rest ist mir nicht so wichtig.

kb: Plant ihr noch mehr Projekte zusammen?

Joshua: Genau ins Schwarze. Da ist was geplant. Was es ist? Das bleibt vorerst unser Geheimnis. Dieses Mal ist es aus Spannungsgründen.

Über dein Leben neben dem Schreiben:

kb: Familie, Studium, Bloggen und jetzt Bücher schreiben – wie machst du das alles?

Joshua: Strikter Zeitplan. Der Weg zur Uni und zurück, sowie wenn ich die Kinder zur Kita/Schule bringe, wird zum Lesen oder Schreiben genutzt. Meine Frau und ich haben vier Abende zusammen und drei allein. In diesen drei Abenden schreibe ich ab dem Zeitpunkt, wenn die Abendroutine durch ist, normalerweise bis 23/0 Uhr. Meine Frau ist Nachtschwester, und dann habe ich schon mal eine ganze Woche abends Zeit für die Hobbys, wenn die Kinder pennen, was meist so gegen 20 Uhr ist. Dann gibt es Musik auf die Ohren und Vollfokus.

kb: Was sagen deine Frau und deine Kids dazu, dass Papa jetzt Autor ist?

Joshua: Der Große will mir nacheifern. Er ist unglaublich kreativ. Meine Frau ist manchmal genervt von den abertausenden Ideen für Kurzgeschichten, aber sie findet es schön, dass ich ein Hobby habe, welches mich erfüllt.

Dem Kleinen ist es egal.

kb: Hast du literarische Vorbilder oder Inspirationen?

Joshua: Meine Vorbilder sind Stephen King und H.P. Lovecraft. Ersterer schuf in mir die Initialzündung, dass ich nun den Arsch hochbekomme, losschreibe und vor allem veröffentlichte. »Das Leben und Schreiben« war das perfekte Motivationsbuch. Ich kämpfte ein bisschen mit meinem Wortschatz, und da gab es ein schönes Zitat zu. Lieber mit weniger viel machen, als mit viel weniger.

kb: Wenn Leser:innen nur eins aus deinem Buch mitnehmen, was soll’s sein?

Joshua: Das Gefühl, sich gut unterhalten gefühlt zu haben.

kb: Und ganz ehrlich: Könntest du dich jemals auf ein Genre festlegen?

Joshua: Kurz und knapp: Nope!

Blick in die Zukunft:

kb: Was steht als Nächstes an?

Das Ausarbeiten meines Debütromans und parallel werkle ich und ein Co-Autor an einem Projekt für eine Novelle.

kb: Wird’s mehr Kurzgeschichten geben oder gehst du direkt auf Romanlänge?

Es wird noch viele Kurzgeschichten von mir geben. Allein dieses Jahr habe ich dreizehn Kurzgeschichten an dreizehn verschiedene Ausschreibungen geschickt.

kb: Wo siehst du dich in ein paar Jahren als Autor?

Vermutlich im Stadtarchiv als Archivar.

kb: Da muss ich jetzt aber auch lachen.

Schutzkreis F44.81: Storysammlung, bei Amazon erhältlich

Schutzkreis F44.81: Storysammlung, bei Amazon erhältlich

kb: Vielen Dank, Joshua, für das offene Gespräch und die Einblicke in dein erstes Buchprojekt. Wir sind gespannt, wohin dich dein Weg als Autor noch führt und welche Geschichten du uns als Nächstes erzählst. Sicher ist: Das hier war nur der Anfang.


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