In dieser losen Reihe sprechen wir mit Kolleg*innen aus unterschiedlichen Bereichen und lassen sie von ihrem Berufsalltag erzählen.
Mentling – das Jugendmagazin
Ein Interview mit Florian Saeling
Wie entsteht ein Magazin, das jungen Menschen nicht nur eine Bühne gibt, sondern ihre Stimmen selbst zum redaktionellen Inhalt macht? Wir haben mit Flo gesprochen, einem der Gründer von Mentling. Im Interview erzählt er, wie aus einem persönlichen Erlebnis eine Magazinidee wurde, warum die Gestaltung genauso wichtig ist wie der Inhalt – und wie aus einzelnen Begegnungen eine Bewegung werden kann.

Florian Saeling
kontrabande: Wie ist Mentling entstanden? Erzählt mal: Wann kam die Idee zu Mentling auf – und was war der Auslöser? Gab’s einen konkreten Moment, in dem ihr gesagt habt: Jetzt machen wir das?
Flo: Da hole ich gerne gleich mal ein bisschen aus, denn es gab einen auslösenden Moment und die Geschichte habe ich seitdem immer wieder gerne erzählt. Ich habe einige Jahre einen Jungen über ein Kinderhospiz in Berlin begleitet. Im Corona-Lockdown habe ich ihm „Die Schule der magischen Tiere“ vorgelesen. Seitdem war er ein großer Fan davon und als der erste Film ins Kino kam, wollte er ihn unbedingt mit mir zusammen ansehen und hat den Wunsch immer wieder geäußert. In den Ferien Anfang 2022 hat dann der Kinobesuch gepasst. Er war happy und ich hatte Fragen im Kopf. Ich habe die Schauspieler:innen gesehen, die im ungefähr selben Alter wie er waren, aber ganz andere Lebensgeschichten erleben.
Darüber wollte ich mehr erfahren. Ich wollte wissen, wie sie ihren Weg gegangen sind, wie sie zu ihrer Filmrolle gekommen sind, wie sie die Zeit am Set erlebt haben und was sie davon mitnehmen. Im Abspann habe ich mir Leonard Conrads Namen gemerkt – auch, weil ich mit seiner Hauptrolle Benni sehr mitfühlen konnte und das vor allem deshalb, weil Leonard sie so gut gespielt hat. Gleich auf meinem Rückweg habe ich ihm eine Nachricht über Instagram geschrieben, um ihm das kurz zu sagen. Ich hatte keine Ahnung, dass noch am selben Abend eine seiner Aussagen in einem gespeicherten Livestream zum Auslöser dieser ganzen Mentling-Reise wurde: „Du bist du – und wenn du machst was du liebst, dann ist das auch richtig so“. Den Satz hatte er gesagt, nachdem er über das Tragen von Masken gesprochen hat im Sinne von sich verstellen und so zu tun, als wäre man jemand anderes, um sich zu schützen.
Die Gedanken von einem damals 14-Jährigen zu hören, fand ich super spannend und wollte dann erstrecht wissen, welche persönlichen Geschichten dahinter stecken.
Über Nacht ist dann die Idee gewachsen, ein Interview-Magazin mit jungen Menschen auf spannenden Wegen zu starten. Ab dann ging alles ganz schnell. Drei Tage später waren Max und Marcel an Bord, das grobe Konzept startklar, die Website gebaut und auch schon die erste Interview-Zusage im Postfach. Wir sind einfach ganz naiv, ohne viel nachzudenken losgelaufen und haben Persönlichkeiten angefragt, deren Geschichten und Gedanken und echt und ehrlich interessiert haben.
Dabei ist schließlich im September die erste Printausgabe mit 10 Interviews auf 100 Seiten entstanden. Viele haben uns seitdem schon gefragt, warum wir auf ein Printmagazin für eine junge Leserschaft setzen. Die ehrliche Antwort ist: Wir wissen es nicht. Wir hatten einfach Lust darauf – und die Interviewten auch!

Florian Saeling im Interview mit Leonard Conrads
kb: Wer steckt hinter Mentling? Wer seid ihr eigentlich, beruflich wie privat? Was bringt ihr jeweils ins Projekt mit – und was habt ihr dabei selbst neu gelernt?
Flo: Wir sind ein kleines Team und waren auch schon vor Mentling freundschaftlich bzw. familiär verbunden. Mit Marcel bin ich schon seit der Grundschule sehr gut befreundet. Wir haben in unserer Jugend sehr viel Zeit zusammen in einer großen Marching Band verbracht. Dort haben wir unter anderem als Trainer und Teamleiter über die Jahre mehrere hundert Kinder und Jugendliche gecoacht und dabei wohl beide unsere Leidenschaft entwickelt, junge Menschen zu bestärken und auf ihren Wegen weiterzubringen. Ich habe anschließend Bildungswissenschaft und Psychologie studiert, einen Bildungsverein mitgegründet, mich zunehmend für die PR/Öffentlichkeitsarbeit begeistert und in einem Startup die Anfänge von Deutschlands größtem Berufsorientierungsprogramm begleitet.
Bei Mentling führe ich die Interviews, kreiere daraus die Artikel für das Magazin, baue unsere Online-Plattform aus und mein Kopf arbeitet ständig an Ideen für weitere Produkte und Formate. Marcel hat zunächst einen Handwerksberuf gelernt und später eine Ausbildung zum Persönlichkeits- und Lebenskompetenz-Trainer absolviert. Wir haben zusammen die Firma gegründet und die ersten Schritte aus Eigenmitteln finanziert. Er fotografiert während der Interviews und erstellt kurze Videoeinblicke, die wir über QR-Codes im Printmagazin sowie auf MENTLING.de und Social Media teilen.
Max ist mein Bruder, Fotograf und Kommunikationsdesigner. Bei uns im Team fotografiert er, holt das Beste aus den Bildern heraus, feilt am Layout und Design, kümmert sich auf den letzten Metern einer Ausgabe um die finale Druckdatei und sorgt dafür, dass wir am Ende ein so schönes Printprodukt in den Händen halten können.
Neu im Team ist Eric. Wir sind auch schon eine Weile befreundet, seitdem wir uns im Kinderhospiz für die Geschwister von lebensverkürzend erkrankten oder verstorbenen Kindern engagiert haben. Mit seinen Erfahrungen als Reha-Pädagoge und angehender Therapeut entwickelt er mit uns Angebote zur mentalen Bestärkung junger Menschen. Dafür haben wir mit ihm zusammen die MENTLING gemeinnützige UG gegründet, die wir fortan wie eine Stiftung aufbauen – finanziert durch Verkäufe des Mentling Magazins, Spenden und Fördermittel.
kb: Warum ein Magazin mit Jugendlichen – und nicht einfach über sie? Was war der Gedanke dahinter, junge Menschen aktiv in die Redaktion einzubinden? Welche Rolle spielen sie im redaktionellen Alltag?
Flo: Als wir zum ersten Interview gefahren sind, dachten wir noch, wir sprechen mit Jugendlichen und schreiben anschließend über ihre Geschichten und Gedanken. Aber schon, nachdem das erste Interview voller guter Gedanken und authentisch erzählten Geschichten war, haben wir uns entschieden, die Gespräche zum Hauptinhalt des Magazins zu machen. Jedes Gespräch bekommt Platz auf zehn Printseiten. Das Konzept haben wir bis heute so beibehalten.
Dein Eindruck, dass wir die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aktiv in die Redaktion einbinden, ist eine richtig schöne Bestätigung für unseren Ansatz, ihnen in den Gesprächen möglichst viel Raum für die Themen und Geschichten zu geben, über die sie mit uns reden möchten. Das ist mir immer sehr viel wichtiger als auf meine vorbereiteten Fragen eine Antwort einzusammeln. Wenn wir eine gute Stunde im Gespräch vertiefen und es sich nicht wie eine gewöhnliche Interview-Situation anfühlt, dann kommt die authentische Art von Interviews dabei heraus, die ich mir für Mentling wünsche und für die wir auch bekannt sein wollen.
In letzter Zeit haben sich auch mehrere Jugendliche und Studentinnen bei uns gemeldet, die sich für den Journalismus und insbesondere unsere Interviewführung begeistern und die gerne in unserer Redaktion mitarbeiten möchten. Wenn wir ihnen das ermöglichen können, wird uns die Zusammenarbeit ganz sicher helfen, weiterhin die richtigen Personen und Themen für die Interviews auszuwählen.

JAS im Interview
kb: Ist das nicht auch manchmal mühsam? Immer neue Jugendliche, unterschiedliche Hintergründe, verschiedene Lebensrealitäten – wie geht ihr damit um? Und was macht’s vielleicht sogar leichter?
Flo: Nein, mühsam finde ich das nicht. Das ist genau das, was ich am liebsten mache: Mit spannenden Persönlichkeiten über das Leben sprechen, die mutig genug sind, ihre Träume zu verfolgen und proaktiv nach Wegen suchen, die wirklich ihre sind. Ich finde in jeder ihrer Geschichten etwas, das mich beeindruckt. Manchmal wirkt das noch lange nach dem Gespräch nach und hilft mir auch auf meinem Weg weiter, weil ich dadurch so viele gute Gründe kenne, wofür es sich lohnt, weiterzumachen, was sich im Herzen gut und richtig anfühlt.
Aber zur Wahrheit gehört auch, dass es gerade auf der Interviewtour für die aktuelle Ausgabe eine Zeit gab, in der ich mich damit schwergetan habe, immer wieder zehn neuen Personen zu begegnen, die ich mit echtem Interesse interviewen kann. Denn das ist für mich das Allerwichtigste ist, um ein gutes Interview führen zu können.
Auch habe ich das Bedürfnis, mit den Interviewten weiterhin den Kontakt zu halten und ihre Wege weiter zu verfolgen. Das wird mit jeder Runde etwas schwieriger. Aus diesen Gründen haben wir uns in der neuesten Ausgabe die Möglichkeit eröffnet, ab jetzt gelegentlich Personen aus den früheren Ausgaben ein paar Jahre später noch einmal für ein Interview zu treffen.
kb Wie findet ihr die Themen für eure Hefte? Gibt’s da eine feste Redaktionssitzung oder entstehen Inhalte eher spontan? Und wer entscheidet, was letztlich ins Heft kommt?
Flo: Ich bin immer auf der Suche nach Themen und Fragen. Meist schnappe ich sie beim Podcasthören auf und notiere sie dann erst einmal in meine Liste. Die gehe ich vor jedem Interview durch und wähle etwas aus, was zu der Person passen könnte. Ob das so ist, weiß ich vorher nie. Und die schönsten Interviews sind immer die, in denen die Themen spontan im natürlichen Gesprächsverlauf aufkommen.
Danach liegt die Herausforderung bei mir, eine gute Portion unseres Gesprächsstoffes auf 10 Seiten zusammen mit passenden Bildern und Design-Elemente anzuordnen. Anschließend schicke ich die Entwürfe an die Interviewten bzw. ihre Managements, damit sie die Gelegenheit haben, Aussagen herauszunehmen, umzuformulieren oder ein Bild auszutauschen, das ihnen nicht gefällt. Uns ist wichtig, dass sie sich mit allem wohlfühlen, was wir veröffentlichen. Deshalb würde ich sagen: Im ersten Schritt entscheide ich, was in den Entwurf kommt, aber was davon letztlich veröffentlicht wird, entscheiden die Interviewten selbst.

Flo im Interview mit Musiker Gregor Hägele
kb: Welche Herausforderungen bringt die Arbeit mit Jugendlichen mit sich? Was läuft nicht immer rund? Gibt es typische Probleme oder Reibungspunkte, die regelmäßig auftauchen?
Flo: Die Jugendlichen, die wir interviewen, sind aufgrund ihrer Tätigkeiten als Schauspielerin, Musiker, Leistungssportlerin etc. sehr professionell und haben oftmals auch Agenturen, Managements oder Eltern an ihrer Seite, die sie organisatorisch unterstützen. Es gab bisher nichts, was dabei herausfordernd war. Ganz im Gegenteil: Wir hatten echt tolle Begegnungen. Teilweise lernen wir auch ihre Familien kennen und verbringen nicht selten auch nach dem Interview noch mehrere Stunden zusammen. Das ist der Teil unserer Arbeit, der uns immer sehr viel Freude macht. Herausfordernd wird es dann erst, sobald die Deadline zur Fertigstellung der Ausgabe naht und ungewiss ist, ob wir es rechtzeitig schaffen, die zehn Interviews einzusammeln, zu gestalten und abzustimmen.
kb: Wie offen sind Jugendliche für so ein Projekt? Trefft ihr auf Begeisterung – oder müsst ihr Überzeugungsarbeit leisten? Wie gelingt es euch, Vertrauen aufzubauen?
Flo: Sehr offen – und das hat uns gleich am Anfang überrascht. Nahezu alle Angefragten hatten direkt Lust, Teil unseres Magazins zu werden – auch schon, als uns in der Medienwelt noch niemand kannte und wir selbst noch nicht einmal wussten, was für ein Ergebnis am Ende der ersten Tour herauskommt. Wir haben einen riesigen Vertrauensvorschuss bekommen und dafür sind wir den Interviewten, ihren Eltern und Managements sehr, sehr dankbar! Gerade diese allererste Tour war deshalb unfassbar spannend und aufregend für uns. Ab der zweiten Ausgabe konnte dann das Magazin für sich sprechend auch schon einiges an Überzeugungsarbeit leisten, sodass wir gar nicht mehr so viel erklären mussten, was wir vorhaben.
kb: Was war das größte Missverständnis über Mentling, dem ihr bisher begegnet seid? Gab es Situationen, in denen andere euch oder das Projekt völlig falsch eingeschätzt haben?
Flo: Ich glaube, das größte Missverständnis ist, dass die meisten im ersten Moment denken, wir machen ein Magazin für Jugendliche. Das stimmt zwar insofern, dass wir junge Menschen interviewen und am liebsten auch die junge Generation mit ihren Geschichten und Gedanken bestärken, ABER: Es war immer unsere Absicht und inzwischen wissen wir auch schon aus genügend Nachrichten, dass das Magazin genauso inspirierend für Erwachsene sein kann, die sich für authentische Lebensgeschichten und Persönlichkeitsentwicklung interessieren.
Und das beste Beispiel ist ja die Entstehung der Mentling-Idee selbst: Leonard war damals mit 14 Jahren genau halb so alt wie ich und hat mich mit seinen Gedanken auf eine so spannende Reise geschickt – vielleicht die spannendste meines Lebens. Deshalb bin ich zu einhundert Prozent davon überzeugt, dass in jeder Ausgabe etwas steckt, das für Menschen jeden Alters der Auslöser für gute Entscheidungen, neue Wege und die besten Erfahrungen ihres Lebens sein kann. Ich wünsche mir sehr, dass unsere Interviews genau die richtigen Menschen genau zur richtigen Zeit erreichen, um der Start ihrer großen Geschichten sein zu können, von denen sie für immer gerne erzählen.

Musikerin Dani Lia
kb Wie sieht bei euch eine typische Ausgabe in der Entstehung aus? Von der ersten Idee bis zum gedruckten Heft: Welche Schritte durchlauft ihr – und wie sieht euer Workflow konkret aus?
Flo: Ungefähr drei Monate, bevor eine neue Ausgabe erscheint, machen wir uns Gedanken, wen wir für die Ausgabe anfragen wollen. Dazu haben wir immer eine Reihe von Vorschlägen aus der Community. Auch die bisher Interviewten schlagen gerne weitere Personen vor. So haben wir schon einige Menschen kennengelernt, die wir selbst nicht auf dem Schirm hatten. Gerade die Interviewten sind in ihren Branchen gut vernetzt, kennen uns und die Vorgeschlagenen persönlich und können daher gut einschätzen, wer ins Magazin passt.
Es ist allerdings nie so, dass zu Beginn einer Interviewtour schon alle Personen feststehen. Die Ausgabe entsteht auf dem Weg. Wir verschicken die ersten Anfragen, stimmen Termine ab und reisen los. Die Gespräche vor Ort zeichnen wir auf, sodass ich anschließend mit dem Audio-Transkript und der Bildauswahl den Artikel schreiben und gestalten kann. Interview- und Schreibprozesse finden dann circa zehn Wochen parallel statt. Zum Ende hin ist das dann immer mit nächtelanger Arbeit und gutem Zeitmanagement verbunden, damit am Tag der Abgabe alle Artikel-Entwürfe mit den Interviewten abgestimmt sind, alles Korrektur gelesen und die finale Druckdatei erstellt ist. Dann kreieren wir noch die Videoeinblicke und laden sie auf unsere Online-Plattform hoch, damit sie mittels QR-Codes aus dem Magazin heraus aufrufbar sind.
Wenn dann zwei bis drei Wochen später die Magazine gedruckt sind, werden sie über eine Vertriebsagentur in alle Presseshops in Bahnhöfen und Flughäfen verteilt und sind zudem über einen Zwischenbuchhandel im lokalen Buchhandel sowie online auf Amazon, Thalia, Hugendubel etc. bestellbar.

Mentling, Ausgabe 6.2025
kb Wie wichtig ist euch Gestaltung? Das Magazin wirkt sehr durchdacht und hochwertig gemacht. Wer kümmert sich ums Design – und welche Rolle spielt Gestaltung bei eurer Arbeit?
Flo: Gestaltung ist uns sehr wichtig! Wir finden, ein Print-Produkt muss einfach Freude machen, wenn man es zum ersten Mal in den Händen hält und durchblättert. Daher verbringe ich schon beim Schreiben unzählige Stunden damit, alle Elemente so lange hin und herzurücken, bis sie an ihrem Platz sind. Das ist für mich ein wochenlanger künstlerischer Prozess – und der endet erst, wenn meine Abgabefrist erreicht ist. Am Ende geht Max als Creative Director alles noch einmal durch. Er erstellt das finale Layout und Design.
kb Wie finanziert ihr das alles – ohne Werbung und Großverlag im Rücken? Woher kommt das Geld für Druck, Honorare, Organisation? Und wie funktioniert das mit den Abos und Spenden?
Flo: Wie du mit der Frage schon andeutest, ist ein Printprodukt in kleineren Auflagen mit relativ hohen Druckkosten verbunden – insbesondere in unserem Fall, denn wir haben uns für ein hochwertiges Papier entschieden, das von einem Papierproduzenten hergestellt wird, der als einer der Top 1% der ökologisch nachhaltigsten ausgezeichnet wurde.
kb: Kennen wir. Druckkosten sind ein riesiger Faktor.
Flo: Ja, wir arbeiten mit einer Druckerei zusammen, die auf emissionsarme und ressourcenschonende Technologien setzt. Das ist uns trotz der knappen finanziellen Mittel wichtig. Um die Kosten decken zu können, arbeiten wir seit der dritten Ausgabe mit Werbepartnern wie dem Hogrefe-Verlag und dem Jugendbildungsprogramm NUR MUT zusammen. Indem sie ihre Anzeige im Magazin platzieren, beteiligen sie sich an den Produktions- und Vertriebskosten.
Für unsere journalistische Arbeit zahlen wir uns momentan noch kein Geld aus. Das ist eines unserer Ziele, uns angemessene Honorare auszahlen zu können. Um das zu erreichen, setzen wir mittelfristig auf genügend Abonnenten und Verkäufe. Wer unser Magazin unterstützenswert findet, hat auf MENTLING.de/abo die Möglichkeit, ein Förderabo abzuschließen. Generell hilft uns jedes Print- und Digital-Abo, um nachhaltig bestehen zu können.
Pro verkauftem Print-Exemplar spenden wir 1 € zum Jahresende an die MENTLING gemeinnützige UG, mit der wir voraussichtlich im kommenden Jahr die ersten Projekte zur Förderung der mentalen Gesundheit junger Menschen starten können. Weitere Infos gibt es auf MENTLING.de/stiftung.
kb Was bedeutet für euch „unabhängig“? Ihr beschreibt Mentling als unabhängig – aber was heißt das für euch konkret? Und wo zieht ihr da Grenzen?
Flo: Für uns bedeutet das in erster Linie, dass wir als eigenständiger Verlag agieren und daher weiter „unser Ding“ machen können, ohne, dass jemand anderes maßgeblich auf uns einwirken oder das Magazin von heute auf morgen einstellen kann. Aber natürlich sind wir als Unternehmen auch davon abhängig, dass immer wieder genügend Menschen unsere Ausgaben kaufen und wir weitere Werbepartnerschaften aufbauen, deren Produkte und Angebote (z.B. ihre Ausbildungs- und Studienangebote) zu unserer Community passen.
Nur so können wir beiden Seiten einen Mehrwert bieten. Auch das ist für uns Unabhängigkeit: Dass wir in unserem kleinen Team selbst entscheiden können, wer in unserem Magazin wirbt und wer nicht und dass wir dank unserer wachsenden Leserschaft mittelfristig ein Community-finanziertes Magazin werden, das offen für passende Werbepartner bleibt, aber nicht zwingend auf sie angewiesen ist.
kb Wie ist die Resonanz auf eure Arbeit? Was hören oder lesen die Leser*innen? Gibt’s Rückmeldungen, die euch besonders berührt oder motiviert haben?
Flo: Wenn wir Nachrichten aus der Community bekommen, waren das bisher immer richtig schöne, die uns oft sehr berührt und bestärkt haben. Meistens sind das Kommentare und Nachrichten auf Instagram von Jugendlichen, die aus einem unserer Videos oder Interviews die Kraft und den Mut schöpfen, für ihren großen Traum loszugehen. Das ist so ein bedeutsamer Schritt, der Auswirkungen auf das ganze weitere Leben hat.
Letztendlich geht es gar nicht darum, dass jeder Traum auch in Erfüllung gehen muss. Ich glaube, wir sind am Ende des Lebens nicht unzufrieden, wenn große Träume unerfüllt bleiben, solange wir alles versucht und alles gegeben haben. Aber ich glaube, es viel zu viele Menschen, die es nicht einmal oder zumindest nicht genug versucht haben und deshalb unzufrieden mit sich sind. Da können wir einen Unterschied machen – für die einzelne Person, aber letzten Endes auch für unsere Gesellschaft, denn eines haben wir gleich auf der ersten Interviewtour gelernt: Wer selbst stark ist, der versucht nicht, andere zu schwächen. Wer selbst in seiner Stärke ist, der bestärkt andere viel lieber, damit auch sie auf ihren Wegen weiterkommen. Ich denke, dass es weniger Neid und Missgunst in unserer Welt gibt, je mehr wir dafür tun, dass Menschen die Wege gehen, die wahrhaftig ihre sind. Für uns ist das zwar noch immer nicht so richtig greifbar, dass schon eine einzige Aussage in einem unserer Interviews dazu beitragen kann, aber mit jeder Rückmeldung aus der Community wird uns wieder ein bisschen mehr bewusst, dass wir die ganze Reise nicht nur für uns machen.
Eine solcher Nachrichten, die uns besonders berührt haben, ist am Ende der Ausgabe #2 abgedruckt. Die kam von Linh, die nach dem Interview mit Leonard Conrads den Mut gefasst hat, ihren Eltern von ihrem großen Traum zu erzählen, Schauspielerin zu werden, auch wenn das aufgrund ihrer gelähmten Stimmbänder mit Sicherheit alles andere als ein einfacher Weg ist. Aber sie hat eine Entscheidung getroffen, sich in einem Schauspiel-Workshop angemeldet, ihre erste Casting-Erfahrung gemacht und damit ein paar wichtige erste Schritte schon geschafft. Das hat uns damals sehr motiviert und das Gefühl gegeben, dass wir das Richtige tun.

Turnerin und Creatorin Merle Loosen im Interview mit Florian Saeling
kb Gibt es eine Geschichte oder ein Interview, das euch besonders bewegt hat? Was ist euch aus den bisherigen Ausgaben besonders in Erinnerung geblieben?
Flo: Ja, das gibt es ganz oft und deshalb fällt es mir schwer, eine einzige Geschichte hervorzuheben. Es macht immer etwas mit mir, wenn ich einmal mehr feststelle, dass die kleinen Momente in Wahrheit die großen sind. Die Entscheidung von Julius Weckauf, statt zum Fußballspiel an einem Samstagvormittag zum Casting für den jungen Hape Kerkeling zu gehen (obwohl die Schauspielwelt für ihn unerreichbar schien), Maria Ziffys versehentlich veröffentlichtes TikTok Video (das zum Startpunkt ihrer Standup-Comedy-Karriere wurde), die Last Minute Anmeldung von Egon Werler für „The Voice Kids“ (er hat die Staffel gewonnen) oder auch die vermeintlich trivialen Fragen des damals 14-jährigen Marian Grau, die ihm ermöglicht haben, mit seinem Buch „Bruderherz: Ich hätte dir so gern die ganze Welt gezeigt“ (das mich persönlich sehr bewegt hat) von der Zeit mit seinem verstorbenen Bruder zu erzählen. Alles so kleine Momente, die aber ausschlaggebend dafür waren, dass ihr Leben große Geschichten geschrieben hat.
kb Was sind eure Zukunftspläne? Bleibt es bei Print? Plant ihr weitere Formate, neue Kooperationen oder vielleicht sogar eine Ausweitung auf andere Städte?
Flo: Mit dem Print-Magazin hat alles angefangen und das soll auch der Kern bleiben. Wir werden aber ganz bestimmt noch weitere Formate und Produkte herumstricken, um die Geschichten der Interviewten auch den Menschen zugänglich zu machen, die nicht so gerne lesen oder einfach nicht dazu kommen.
Uns geht es ja selbst auch so, dass wir uns im Alltag wenig bis gar keine Zeit zum Lesen einräumen, obwohl wir wissen, dass es unfassbar viele gute Bücher und Zeitschriften gibt. Ideen gibt es dazu jedenfalls schon so einige von Kartensets, über Video- und Audioformate bis hin zu Workshops und Gruppenreise-Angebote. Mit dem fortlaufenden Ausbau unserer Online-Plattform MENTLING.de sowie der Verfügbarkeit über Steady und die Readly-App sind wir schon jetzt mehr als ein Print-Magazin.
kb Und zum Schluss: Warum heißt das alles eigentlich Mentling? Wie kam’s zu dem Namen – und was bedeutet er für euch?
Flo: So haben wir schon unser Unternehmen genannt, bevor wir überhaupt auf die Idee gekommen sind, das Magazin zu kreieren. Er hat etwas von „Mentor“ bzw. „mental“, weil immer schon klar war, dass wir etwas dafür tun wollen, um mehr Menschen in ihre Stärke zu bringen. Wie genau, das wussten wir damals noch nicht. Jetzt passt der Name aber richtig gut, denn das Magazin soll unsere Community mental bestärken, auf ihren Wegen begleiten und ermutigen, ihre Leidenschaften zu verfolgen, Träume zu verwirklichen und sich persönlich weiterzuentwickeln.
kb: Vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast. Wir drücken euch echt die Daumen. Das klingt nach einem echt starken Projekt.
Weitere Infos über Mentling findet ihr hier →

Florian Saeling
Das Mentling Magazin findet ihr Presseshops in Bahnhöfen und Flughäfen, im lokalen Buchhandel sowie online auf Amazon, Thalia, Hugendubel etc. Und natürlich auf Mentling.de